Pferde richtig anweiden

Weidegang ist für die Pferdegesundheit unheimlich wichtig. Doch wenn im Frühjahr die ersten grünen Halme emporschießen ist Vorsicht geboten. Denn eine zu schnelle Umstellung von Heu an Gras stellt für das Pferd ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko dar. Im Pferdemagazin erklären wir, welche Gefahren drohen und wie sicheres Anweiden funktioniert.

Pferde sind reine Pflanzenfresser. In freier Wildbahn ernähren sie sich hauptsächlich von Gräsern und verschiedenen Kräutern. Wenn das Nahrungsangebot knapp ist werden aber auch Wurzeln, Sträucher, Samen und Beeren und sogar Laub nicht verschmäht. Und obwohl das Pferd bereits vor Jahrtausenden domestiziert wurde, hat sich sein Speiseplan kaum verändert.

Frisches Gras sollte ein Pferd daher zu jeder Zeit bestens vertragen, könnte man meinen. Doch im Frühjahr, wenn das Gras noch jung ist und besonders viel Eiweiß enthält, ist Vorsicht geboten. Denn eine zu schnelle Umstellung von Heu auf Grasfütterung bereitet vielen Pferden gesundheitliche Probleme, oft mit schweren Folgen.

Pferde sind zwar Grasfresser aber ihre Verdauung ist dabei auf harte Gräser mit hohem Rohfaseranteil spezialisiert. Im Dickdarm werden diese für Menschen unverdaulichen Stoffe mit Hilfe von Mikroorganismen aufgeschlossen und dem Stoffwechsel als Energielieferanten zur Verfügung zu stellen. Einen plötzlichen Wechsel von Heu auf Gras kann die Darmflora kaum wegstecken. Aber was ist so besonders an den ersten zarten Grashalmen, dass sie unseren Pferden gefährlich werden können?

Gefahren durch zu schnelles Anweiden

Wenn im Frühjahr die Sonne immer kräftiger strahlt bilden sich im Gras vermehrt Fruktan und Eiweiß. Durch die Aufnahme großer Mengen dieser beiden Stoffe verändert sich die Darmflora des Pferdes radikal: Im Blind- und Dickdarm findet eine sprunghafte Vermehrung von Milchsäurebakterien statt, sie lassen den pH-Wert sinken wodurch ein Großteil der vorhandenen Bakterien abstirbt. Dadurch werden große Mengen an Toxinen freigesetzt, die über die Darmwand in die Blutbahn geraten. Weiter steigt der Harnstoffgehalt im Blut an, der wiederum Leber und Niere sowie den Elektrolythaushalt stark belastet.

Gesunde Pferde können so eine abrupte Umstellung des Stoffwechsels meist gut wegstecken. Genetisch veranlagte sowie vorbelastete und ältere Tiere jedoch oftmals nicht. Hufrehe, Kolik, Darmazidose (Darmübersäuerung) oder Kreuzverschlag sind nur einige mögliche Folgeerkrankungen, die ein Pferd dann lebenslang beeinträchtigen können. Um das zu verhindern, müssen Pferde über einen Zeitraum von mindestens zwei bis vier Wochen schrittweise angeweidet werden. So lange braucht die Darmflora, bis sie sich auf das neue Nahrungsangebot umgestellt hat. 

Video: Pferde - Richtig angrasen nach dem Winter

So werden Pferde sicher angeweidet

  • Zu Beginn der Weidesaison sollte vor dem Koppelgang immer ausreichend Heu gefüttert werden, dafür aber weniger Kraftfutter. Das verhindert einerseits, dass die Pferde mit Heißhunger auf die Weide stürmen und das Gras in zu großen Mengen hinunterschlingen. Gleichzeitig wird Nährstoffüberschuss vorgebeugt. Auf der Koppel sollte außerdem immer ausreichend Wasser zur Verfügung stehen.
  • Je länger das Gras ist, desto größer ist der Rohfaseranteil und desto geringer im Verhältnis der Anteil an Eiweiß und Fruktan. Das Gras sollte deshalb mindestens 20 bis 25 Zentimeter hoch sein. Kalte Nächte um den Gefrierpunkt, insbesondere in Verbindung mit Sonnenschein am nächsten Morgen, sorgen ebenfalls für einen höheren Fruktangehalt. Da dieser über den Tag hinweg abnimmt, solle nach Möglichkeit nur nachmittags angeweidet werden.
  • Die Weidezeit wird in kleinen Intervallen langsam aber kontinuierlich gesteigert. Reitpferde können an der Hand besonders sanft und individuell ans Gras gewöhnt werden, beispielsweise indem man sie nach dem Reiten kurz am Strick grasen lässt. Im Pensionsstall sollten Stallbesitzer und Einsteller die ersten Weidegänge genau absprechen.
  • Nicht jedes Pferd ist empfindlich gegenüber Fruktanen und Futtereiweißen. Bestehen Vorerkrankungen oder andere individuellen Bedürfnisse, zum Beispiel bei dickleibigen Pferden aber auch bei tragenden und laktierenden Stuten sowie bei Fohlen, sollte dem Anweiden besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Wird in der Gruppe bzw. Herde angeweidet, sollte der Weidegang immer am schwächsten Tier orientiert sein.
  • Wurmkuren sollten vor dem Anweiden verabreicht werden, da sie Organismus und Stoffwechsel zusätzlich beanspruchen.
  • Die Koppel sollte regelmäßig und insbesondere vor dem Anweiden auf Giftpflanzen wie beispielsweise Jakobskreuzkraut oder auch Ahornkeimlinge und Ahornsamen kontrolliert werden. Normalerweise werden diese von Pferden gemieden, doch besonders zu Beginn der Weidezeit sind die Tiere oft so gierig, dass sie sich nicht genügend Zeit nehmen um ihr Futter gezielt auszuwählen.

Bis sich die Darmflora an das frische Grün gewöhnt hat empfiehlt es sich, seinen Vierbeinigen Partner besonders gründlich zu beobachten. Denn falls es doch zu einer Kolik, einer Hufrehe oder einem Kreuzverschlag kommt ist schnelles Handeln gefragt.

Unser Pferde-Shop Tipp: Natürlich muss sich die Darmflora im Herbst erneut umstellen, dann häufig von einem Tag auf den anderen, etwa wenn Starkregen oder der erste Schnee die Koppel in ein Schlammbad verwandeln. Nach Möglichkeit sollte allerdings auch das Abweiden schrittweise erfolgen. Ist das nicht möglich, können prebiotische Zusatzfuttermittel zur Unterstützung der Darmflora oder auch klassisches Mash dabei helfen, die plötzliche Umstellung abzupuffern. Und neben dem richtigen Anweiden tragen eine artgerechte Haltung in der Herde, viel Bewegung, ein stressfreies Umfeld sowie ein liebevoller Reiter außerdem zu einem langen und glücklichen Pferdeleben bei.

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