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Pferde im Offenstall halten
Immer mehr Pferdebesitzer denken darüber nach, ihr Pferd im Offenstall zu halten. Doch wie muss so ein Offenstall aussehen? Und ist die Haltung im Freien überhaupt für jedes Pferd geeignet? Wir vom Pferde-Shop erklären im Pferdemagazin, worauf es bei der Haltung im Offenstall ankommt.
Immer mehr Pferdebesitzer denken darüber nach, ihre Pferde im Offenstall statt in der Box zu halten. Robustrassen wie beispielsweise Isländer kennen nur die ganzjährige Haltung im Freien. Für andere Pferde und ihre Besitzer ist sie jedoch Neuland. Und nicht jeder Zweibeiner ist beim Gedanken an die große „Freiheit“ begeistert. Im Gegenteil, viele Reiter haben Angst um die Gesundheit ihrer Pferde: Verletzungsgefahr, Stress durch rüpelhafte Herdengenossen, zu viel oder zu wenig Futter. In einer Box hingegen kann man den Bedürfnissen seines vierbeinigen Partners viel besser gerecht werden, oder?
Deshalb gehören Pferde nicht in die Box
Pferde sind Herdentiere und Lauftiere. Das bedeutet zum einen, dass sie in der freien Natur in sozialen Gruppen zusammenleben und, dass sie praktisch immer in Bewegung sind. Ihr Sozialleben, ihre Psyche aber auch ihr Körper sind darauf ausgelegt, sich frei bewegen zu können. Durch die Gitterstäbe einer Box hindurch sind Bewegung, Fellpflege und das Vertreiben von Langeweile jedoch kaum möglich. Hinzu kommen weitere negative Faktoren wie Zugluft, Staub und Ammoniak-Dämpfe, die der Gesundheit unserer Pferde schaden können. Asthma und chronische Bronchitis sind heute leider keine Ausnahmen mehr und stellen für viele Pferde eine Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität dar.
Pferde sind außerdem Dauerfresser. Ihr Magen produziert kontinuierlich Magensäure und ist darauf ausgelegt, permanent geringe Mengen an Nahrung zu verdauen. Viele Pferdebesitzer bieten ihrem Tier deshalb rund um die Uhr Heu an. Nun kommt jedoch der Pferdedarm ins Spiel. Im Gegensatz zum menschlichen Darm verfügt er über kein eigenes Muskelsystem, das den Nahrungsbrei durchschiebt. Der Pferdedarm ist auf Bewegung von außen angewiesen.
Wer Pferde auf einer Koppel beobachtet stellt fest, dass sie sich während dem Fressen ständig schrittweise bewegen, zwischendurch spielen oder sich hinlegen. In der Box ist diese Bewegung nur sehr eingeschränkt möglich. Und auch für Knochen, Sehnen und Muskeln ist die ständige Bewegung essenziell.
Im Rahmen einer Studie konnte belegt werden, dass Pferde in Boxenhaltung deutlich öfter tierärztliche Hilfe wegen Verdauungsstörungen, Lahmheiten und Verletzungen brauchen als Pferde in Offenstallhaltung. Die Umstellung auf den Offenstall brachte hingegen bei den meisten Tieren eine deutliche Verbesserung bei gesundheitlichen Beschwerden.
Grundsätzlich kann jedes Pferd im Offenstall gehalten werden. Tiere, die den Großteil ihres Lebens in einer Einzelbox verbracht haben, brauchen unter Umständen jedoch etwas Zeit um sich einzugewöhnen.
Video: Offenstallhaltung
Der perfekte Offenstall
Nun ist die Frage, wie ein Offenstall aussehen muss, damit man der Gesundheit und dem Wohlbefinden seines Pferdes am besten gerecht wird.
Ausreichend Platz
Pferde brauchen im Offenstall ausreichend Platz. Je mehr, desto besser. So ist gewährleistet, dass auch rangniedrige Tiere ohne Stress fressen oder sich ausruhen können. Sind Futterstände, Tränken, Lecksteine, Liegeplätze und Laufzonen gut verteilt, sorgt das für zusätzlich Bewegung.
Unterstand und Schatten
Gleiches gilt für den Unterstand. Er dient zum Schutz vor Nässe und Sonne und sollte groß genug sein, dass alle Pferde darunter Platz finden. Trennwände können hilfreich sein, um auch rangniedrigen Pferden eine Rückzugsmöglichkeit zu geben. Der Unterstand kann durchaus nach mehreren Seiten hin offen sein, das erleichtert die Arbeit und ist für Pferde wesentlich natürlicher als eine komplett geschlossene „Schutzhütte“.
Permanenter Zugang zu frischem Wasser
Der Zugang zu frischem Wasser muss permanent gewährleistet sein. Praktisch sind automatische Tränken, aber auch Wasserbottiche, die einmal am Tag frisch aufgefüllt werden, erfüllen ihren Zweck.
Futter
Pferde sollten über den Tag verteilt möglichst viele Portionen Raufutter, also Heu, erhalten. Dieses sollte immer frisch sein, sodass sich keine Fäulnis und Schimmelpilze bilden können. Heuraufen mit getrennten Fressständen und Heunetze haben sich bewährt. So kann jedes Pferd in Ruhe seine Mahlzeit einnehmen. Unterscheiden sich die Pferde sehr in der Futterverwertung, muss nach individuellen Lösungen gesucht werden.
Bewegungszone
Im Offenstall dreht sich alles um Bewegung. Gemeinsame Fellpflege, Spielen oder ein paar Galoppsprünge sollten deshalb unbedingt gewährleistet sein.
Ruhezone
Auch Pferde legen sich zwischendurch gerne hin. Eine Strohmatte oder ein Hackschnitzelplatz sind beliebte Ruhelager und runden das Wellnessangebot im Offenstall ab.
Allen gerecht werden
Auch im Offenstall ist es nicht immer möglich, allen Pferden perfekt gerecht zu werden. Insbesondere ältere Pferde haben oft spezielle Bedürfnisse, beispielsweise was die Fütterung angeht, oder sie brauchen schlicht mehr Ruhe, als sie in der Herde bekommen. In einem Pensionsstall ist es nicht immer einfach, eine Lösung zu finden die für alle passt. Zu häufiges Umstrukturieren bringt außerdem Unruhe und Stress in die Herde.
Deshalb bleibt es auch im Offenstall nicht aus, dass Besitzer einen gewissen Zusatzaufwand betreiben müssen, wenn ihr Pferd alt wird, krank ist oder besondere Ansprüche an die Fütterung stellt. Der Offenstall sollte deshalb nicht als All-Inclusive-Hotel verstanden werden, bei dem man sich um nichts mehr kümmern muss. Allerdings ist er eine sehr gute Ausgangsbasis für ein langes und gesundes Pferdeleben.